Mag. Georg Kapsch, unter anderem CEO der Kapsch Group, ehemaliger IV-Präsident und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des kbfu, gab in der Sendung „Der Pragmaticus“ ein Interview zum Thema Familienunternehmen in Österreich und europäischer (Über-)Regulierung.

Der Wirtschaftsstandort Österreich sei in der Vergangenheit ein guter gewesen, die europäische Gesetzgebung mache jedoch das Wirtschaftstreiben in vielen EU-Staaten sukzessive beschwerlicher. Daran schuld sei nicht nur, wie oftmals behauptet, die EU als von den Mitgliedstaaten losgelöste Organisation, sondern auch der Rat, der maßgeblich an der EU-Gesetzgebung mitwirkt. Da sich dieser aus Vertretern der Mitgliedstaaten zusammensetzt, könne sich kein Staats- oder Regierungschef auf Fehltritte „der EU“ ausreden; vielmehr würden die Staaten aufgrund der Zusammensetzung des Rates die Verantwortung übernehmen müssen.

Mag. Kapsch kritisiert europäische Rechnungslegungs- und Berichtspflichten, welche überbordend seien und teilweise von Unternehmen nicht erfüllt werden könnten. Der politische Diskurs lasse keine Diskussion mehr zu, sondern sei apodiktisch, von Ideologie geprägt und nicht faktenbasiert, was früher so nicht der Fall gewesen sei; dies gefährde die (liberale) Demokratie und die soziale Marktwirtschaft, die Österreich seit der Nachkriegszeit prägten. Der europäische „Green Deal“ sei gut, jedoch solle der Bevölkerung ehrlich gesagt werden, dass er einen Wohlstandsverlust mit sich bringe.

Es brauche (i) eine Verringerung des europäischen Normenbestands („Regulierung statt Reglementierung bis ins kleinste Detail“), (ii) eine Verschiebung der CO2-Bepreisung von der Unternehmer-/Produktionsseite hin zu den Produkten (weg vom Emissionshandel hin zu border tax) und (iii) eine Verringerung der Arbeitskosten vor allem in Österreich. Kein österreichischer Familienunternehmer verlasse Österreich freiwillig aus Profitgier, vielmehr werde er durch fehlende Rentabilität, welche unter anderem auf EU-Reglementierung zurückzuführen sei, dazu veranlasst.

Passend zum Thema ist ein aktueller Artikel in der FAZ, in dem es ebenfalls um Bürokratiekritik eines Familienunternehmers geht: abrufbar unter „https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/bauunternehmer-ueber-buerokratie-so-kann-man-kein-unternehmen-fuehren-19387393.html“ – ein norddeutscher Bauunternehmer stellt sein Unternehmen „aufgrund überbordender Bürokatie“ ein.

Das Interview Mag. Kapschs finden Sie hier:

For privacy reasons YouTube needs your permission to be loaded. For more details, please see our Datenschutzerklärung.
I Accept