Am 24. April 2025 fand im Rahmen des von der B&C Privatstiftung unterstützten Projekts „Kontinuität und Bestandsicherung von Familienunternehmen“ die alljährliche Veranstaltung Dialog Familienunternehmen im Hotel Ritz-Carlton Vienna statt. Thema war diesmal „Nachhaltigkeit und Bürokratie – Familienunternehmen und Standortsicherung“. Im Rahmen von drei Impulsvorträgen wurden zentrale Aspekte für Familienunternehmen beleuchtet, die anschließend mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutiert wurden.
Univ.-Prof. Dr. Julia Told von der Universität Innsbruck stellte im ersten Impulsvortrag die wichtigsten Rechtsgrundlagen der europäischen Nachhaltigkeitsoffensiven der letzten Jahre (CSRD, CSDDD, Offenlegungs-VO, Taxonomie-VO) dar und kritisierte insbesondere deren mittelbaren Anwendungsbereich sowie den daraus entstehenden Trickle-down-Effekt, durch den Unternehmen, die nicht unmittelbar von den zentralen Aspekten der Regulierungen erfasst sind, zu Informationslieferanten werden.
Dr. Wolfgang Berger, Rechtsanwalt und Partner bei Haslinger/Nagele, referierte über die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien im Lichte der europäischen Zielsetzungen des „European Green Deal“ und des „Green Industrial Plan“. Er wies auf Verzögerungen bei der Erreichung der Klimaneutralität durch politische Unsicherheiten hin und betonte insbesondere die Notwendigkeit der Verfahrensbeschleunigung bei genehmigungsfähigen Anlagen und Projekten. Zudem kritisierte er Verfahrensprobleme, die durch unterschiedliche Materiengesetzgeber verursacht werden, sowie den überschießenden Parteibegriff im Umweltverfahren.
Im dritten Impulsvortrag analysierte Dr. Mag. Christoph M. Schneider, Geschäftsführer des Economica Wirtschaftsforschungsinstituts die Unterschiede in der Produktivitäts- und Wohlstandsentwicklung zwischen Europa und Nordamerika, die vor allem auf uneinheitliche Regelungen innerhalb der EU zurückzuführen sind. Kritisiert wurden zudem der hohe bürokratische Aufwand bei der Übergabe von Familienunternehmen, überhöhte Lohnnebenkosten sowie fehlende Leistungsanreize im Steuersystem. Ein europäischer Leistungsindex zeige für Österreich besonders große Defizite bei administrativen Hürden und der Kapitalmobilisierung, was Investitionen erschwert und häufig zu einem Rückgriff auf bestehendes Vermögen zwingt.
Im Anschluss diskutierten Mag. Georg Kapsch (Unternehmer und ehemaliger Präsident der Österreichischen Industriellenvereinigung), Mag. Susanne Kraus-Winkler (Unternehmerin und bis Februar 2025 Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft), Mag. Anette Klinger (Unternehmerin und Vorsitzende der Plattform Familienunternehmen in der Österreichischen Industriellenvereinigung) sowie Dr. Mag. Stephan Schwarzer (Universitätsdozent und Leiter der österreichischen eFuel Alliance) über Bürokratie und Überregulierung als Hemmnis für die derzeit defizitäre Wirtschaft sowie über die Notwendigkeit einer gezielten Entlastung von Familienunternehmen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Frau Mag. Sandra Baierl (Ressortleiterin in der Tageszeitung KURIER).
Bei der Veranstaltung konnten wir unter anderem folgende Gäste begrüßen: RA Dr. Keyvan Rastegar, Prof. Dr. Eva Micheler, Mag. Elke Willi, RA Dr. Phillipp Konzett, Dr. Donia Lasinger und Dipl.-Ing. Dr. Rudolf Hittmair.
Den Abschluss dieses gelungenen Abends bildete ein gemeinsames Buffet, das Gelegenheit für weitere anregende Gespräche in angenehmer Atmosphäre bot.