Am 25.04.2023 fand im Grand Hotel Ferdinand unter hochkarätiger Besetzung der Dialog Familie und Unternehmen – Konfliktmanagement in Familienunternehmen statt. Den Beginn machten drei Impulsvorträge. RA Dr. Arlt, zu deren Arbeitsschwerpunkten das Konfliktmanagement in Familienunternehmen zählt, erläuterte in ihrem Vortrag die unterschiedlichsten Dimensionen derartiger Konfliktsituationen. Nach ihr sind Familienunternehmen „bunte Gebilde und keinesfalls homogen. So unterschiedlich Familien sein können, so unterschiedlich können auch Familienunternehmen sein. Konflikte gefährden, wenn kein gutes Konfliktmanagement besteht, die Existenz von unterschiedlichen Stakeholdern“. Ein nachhaltiges und funktionierendes Konfliktmanagement ist daher das Um und Auf.

Darüber hinaus erläuterte sie wichtige Gesichtspunkte eines Konflikts und formulierte neun Thesen für Praktiker. Nach ihrer Auffassung lassen sich Familienbande nicht lösen. „Blut ist dicker als Wasser“. Wichtig sei auch die gemeinsame Zukunft: „Menschen halten sich an Spielregeln, wenn sie eine gemeinsame Zukunft haben. Der Blick in die Zukunft ist wichtig, nicht der Blick in die Vergangenheit. Das müsse in der Beratung klar gemacht werden“.

Der zweite Vortrag von Hon.-Prof. RA Dr. Peter Csoklich knüpfte unmittelbar daran an. Der Vortragende verwies darauf, dass die Familie im Unternehmen eine positive und eine negative Seite habe und die meisten Familienunternehmen nicht am Markt, sondern an der Familie scheitern. Die emotionalen Beziehungen seien ein Vorteil, aber auch die Achillesferse. Nur wenige schaffen es in die 4. Generation. Er unterstrich dies mit einem Zitat von Thomas Mann: „Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, dem Enkel zerfällt’s“. Nach Ansicht Csoklichs ist das juristische Instrumentarium nicht genug für Familienunternehmen. Es gehe auch darum: Wie kann man die Weiterführung über Generationen sichern? Wie kann das Zusammengehörigkeitsgefühl gewahrt bleiben? Er stellte sodann das Instrument der Familienverfassung als ein präventives Lösungsmodell vor.

Als letzter Vortrag folgte jener von RA Dr. Bernhard Lorenz, der sich dem Thema der Konfliktaustragung widmete, aber auch präventive Modelle vorstellte. Interessant sei vor allem das Konzept des „Stresstestes“. Damit ist gemeint, dass die maßgeblichen Vertragsgrundlagen nach ihrer Erstellung durch den Kautelarjuristen auch einer Überprüfung durch einen Streitanwalt unterzogen werden sollen. Dr. Lorenz hielt aber auch fest, dass es Konflikte gibt, die nicht vermieden und nicht einvernehmlich gelöst werden können, sondern im streitigen Gerichtsverfahren ausgetragen werden müssen.

Daran anschließend folgte noch eine Podiumsdiskussion mit Vertretern mehrerer Familienunternehmen unter der Moderation von Gerhard Draxler (ehemals Informationsdirektor des ORF und Leiter des Landesstudios Steiermark). Teilnehmer an der Diskussion waren Univ.-Prof. Dr. Hermann Frank (ehem. Leiter des Forschungsinstituts für Familienunternehmen an der WU Wien); ferner RA Dr. Elisabeth Krainer-Senger-Weiss, LL.M. (Stv. Vorsitzende des Aufsichtsrats der Gebrüder Weiss AG), Mag. Felix Neusser (Pierer Holding), Mag. Johannes Rath (Geschäftsführender Gesellschafter der Wiener Firma J.& L. Lobmeyr), KommRat Prof. Dr Paulus Stuller (Konditormeister und Jurist, Seniorchef der Hofzuckerbäckerei L.Heiner OG) und Mag. Elke Willi (Managing Director & Head of Wealth Planning bei der LGT Bank). Einige der Podiumsgäste erläuterten, welche präventiven Maßnahmen zur Konfliktvermeidung in ihren Familienunternehmen getroffen worden sind und mit welchen Herausforderungen dabei zu kämpfen war. Angeregt wurde auch über das Thema diskutiert, ob Familienunternehmen wirklich so „speziell“ sind. Univ.-Prof. Dr. Frank fasst wie folgt zusammen: „Unternehmen haben Stakeholder, Familien(unternehmen) haben Familie, was identitätsstiftend ist. Durch den sozioemotionalen Reichtum gibt es ein anderes Entscheidungsverhalten. Es ist nicht ausschließlich der kurzfristige Unternehmenserfolg relevant, sondern das Denken in Generationen. Familienunternehmen gehen oft besondere Risiken ein, um dieses über Generationen hinweg zu erhalten. Aber der Unterschied von Familienunternehmen zu anderen Unternehmen ist kein kategorischer, sondern es ist auf Einzelfälle abzustellen.“

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